Wir haben die traurige Pflicht zu berichten, dass unser BSBD-Ehrenmitglied Herbert Hilkenbach im Alter von 91 Jahren verstorben ist. Unvergessen ist sein humorvoll-inspirierendes Wirken als Präsident der BSBD-Gewerkschaftstage. Mit ihm verliert der BSBD NRW eine prägende Persönlichkeit.

Als Pädagoge, vollzugliche Führungskraft und Gewerkschafter hat der Verstorbene den grundlegenden Reformprozess des Vollzuges in den 1960er und 70er Jahren ganz wesentlich beeinflusst.

Im Jahre 1957 trat Herbert Hilkenbach in den Dienst des niedersächsischen Strafvollzugs. Im Jahre 1962 wechselte er nach Nordrhein-Westfalen und baute bei der JVA Herford die schulische und berufliche Förderung der jungen Gefangenen auf. Er schuf damit sukzessive für junge Regelverletzer die Möglichkeit, Schul- und Berufsabschlüsse während der Inhaftierung zu erwerben, um sich eine Basis für eine künftig gesetzeskonforme Existenz zu erarbeiten. Dieser vollzugliche Ansatz, der nachweislich eine rückfallvermeidende Wirkung entfaltet, ist zwischenzeitlich im gesamten Vollzug des Landes als Standard eingeführt. Herbert Hilkenbach verlieh dem NRW-Strafvollzug damit eine spezielle Dynamik und ganz neue Impulse.

Herbert Hilkenbach entwickelte tragfähige Ausbildungsstrukturen im Zusammenwirken mit der Handwerkskammer und den beteiligten Berufsschulen und katapultierte die Berufsausbildung auf ein ganz neues Niveau. Generationen von jungen Inhaftierten verdanken seinem Engagement, dass sie ihre Persönlichkeit während der Haft entwickeln konnten und gleichzeitig die Chance erhielten, einen qualifizierten Berufsabschluss als Basis für die künftige Existenzsicherung zu erwerben.

Nebenamtlich arbeitete der Herbert Hilkenbach viele Jahre als Dozent an der Pädagogischen Hochschule Bielefeld. Zudem war er Mitbegründer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Lehrer im Justizvollzug, die er als Vorsitzender über Jahrzehnte hinweg nachhaltig prägte.

Nachdem am 1. Januar 1977 das Strafvollzugsgesetz in Kraft getreten war, sollte im Nachzug auch der Jugendstrafvollzug nach dem Willen der sozial-liberalen Bundesregierung eine gesetzliche Grundlage erhalten. Der damalige Bundesjustizminister Hans-Jochen Vogel (SPD) hatte hierfür bereits 1975 eine Reformkommission unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Böhm eingesetzt, der neben dem damaligen BSBD-Landesvorsitzenden Hans W. Schmidt auch Herbert Hilkenbach angehörte. Die Kommission legte zwar mit sehr viel Sachverstand die Basis für ein künftiges Gesetz, das jedoch als Bundesgesetz niemals verabschiedet wurde.

Für seine herausragenden Verdienste um die Wiedereingliederung von jungen Strafgefangenen und für sein ehrenamtliches Eintreten für die Interessen der Strafvollzugsbediensteten wurde Herbert Hilkenbach das Bundesverdienstkreuz zuerkannt, das ihm Christian Dertinger, der seinerzeitige Präsident des Justizvollzugsamts Hamm, im Rahmen einer Feierstunde im September 1983 in der JVA Herford überreichte.

Als sich im Jahr 1989 die ehemalige stellvertretende Vorsitzende des BSBD NRW, Irmgard Wimmer, seinerzeit die bundesweit erste Leiterin einer Vollzugseinrichtung, in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedete, wurde Herbert Hilkenbach – quasi als natürlicher Nachfolger – mit der Leitung der Einrichtung betraut. Es war ihm damit möglich, viele seiner reformpädagogischen Erkenntnisse in fachpraktisches Handeln zu übertragen.

Aber auch der BSBD NRW, dessen Ehrenmitglied der Verstorbene seit 2007 war, hat Herbert Hilkenbach viel zu verdanken. Seit den 1960er Jahren bis 2015 saß er den BSBD-Gewerkschaftstage auf Landes- und Bundesebene als Präsident vor. Diese Großveranstaltungen moderierte er mit gekonnter Leichtigkeit und Nonchalance. Abweichungen vom Arbeitsprogramm rügte er sehr pointiert, ohne zu verletzen. Diskussionen und Erörterungen auch komplexer Sachverhalte vermochte er straff zu leiten. Dank dieser Fähigkeiten gelang es ihm stets, die Mammutprogramme der Gewerkschaftstage in einem engen Zeitrahmen sachgerecht zu bewältigen.

Mit großer Trauer hat die BSBD-Familie den Tod ihres Ehrenmitglieds aufgenommen. Herbert Hilkenbach hat die Professionalisierung des Behandlungsvollzuges gefördert. Mit großer Hingabe und Leidenschaft nutzte er die sich ihm bietenden Möglichkeiten, um dem Strafvollzug Gehör bei der Politik, in den Medien und im Wissenschaftsbetrieb zu verschaffen. Er wurde so zum Synonym für einen ehrlichen Makler des Vollzuges. Sein Wort hatte Gewicht. Herbert Hilkenbach war ein starker Charakter, eine herausragende Persönlichkeit, die eine ganze Ära der Entwicklung des NRW-Strafvollzuges und die Gewerkschaftsarbeit des BSBD mitgeprägt hat.

Gemeinsam mit seinen Angehörigen trauert die BSBD-Familie um einen verdienten, hochgeachteten, beliebten Kollegen, um einen liebevollen, verständnisvollen Menschen, der sein berufliches und gewerkschaftliches Wirken meist hinter persönlichen Anliegen und Wünschen zurückstellte.

Wir werden Herbert Hilkenbach ein ehrendes und uns allzeit verpflichtendes Andenken bewahren und uns seiner stets mit Dankbarkeit erinnern.

Düsseldorf, im Februar 2024

Für den

Bund der Strafvollzugsbediensteten Deutschlands

Landesverband Nordrhein-Westfalen

Horst Butschinek

Landesvorsitzender

zum Weiterlesen bitte hier klicken: http://www.bsbd.nrw/aktuelles/aktuelles-bsbd/1097-nachruf-herbert-hilkenbach

Von BSBD NRW

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